Podcast Architektur 17.04.2023

Was gibt es schöneres, als für andere Menschen einen Wohlfühlort zu planen, Valerie Frey?

Ferienwohnung_Lienz_Osttirol

Valerie Frey arbeitet als Architektin in Berlin. Ihre ihre Kindheit und Schulzeit verbrachte sie am Iselhof, der Stadel war für sie der Ort wo sie in Ruhe spielte und bastelte.

Valerie Frey ist Architektin und arbeitet in Berlin. Aufgewachsen am Iselhof in Lienz, dort wo heute die Ferienwohnungen vermietet werden, war ihr Rückzugsort. Für sie war es nach dem Studium eine besondere Situation, bei der Sanierung des Heustadels mitzuhelfen.

Aus architektonischer Sicht ist der Ansitz Iselhof einbe Anlage, die in Osttirol einzigartig ist. Das Wohnhaus der Familie und der Heustadel stehen so zueinander, dass sich ein Hof bildet. Der Heustadel ist ein untypischer Bau für Osttirol. Weil er in der Ebene steht und genügend Platz vorhanden war, konnte die Grundfläche groß ausfallen. Der Heustadel gleicht eher einem Kärntner Heustadel mit einer sehr breiten Tordurchfahrt durch das Gebäude. Die Durchfahrt mit den renovierten Holzbalken am Boden ist urig und stimmungsvoll. Zu beiden Seiten schließen die originalen Steinmauern an. Hier lassen sich einzelne Baustufen ablesen.

Mit der Sanierung des Heustadels kam ein weiteres Haus hinzu, die Villa Notsch. Ein langer schmaler Bau der das Leben in der Natur ermöglicht. An den Längsfronten sind hohe Fenster, werden sie geöffnet, sitzt der Gast wie in einer Loggia im Freien. Die Villa Notsch bildet zum Bauernhaus einen weiteren Hof, den die Gäste als Garten und Ort der Kommunikation nützen. Von hier schweifen die Blicke in den Obstgarten, zur nahe gelegenen Isel und zu den alten Eschen.

Eine große Herausforderung für Valerie Frey war die Konzeption der beiden Ferienwohnungen im Heustadel nahe dem Stadtzentrum von Lienz. Die original gebauten Gewölbe wurden sichtbar gemacht, alle Einbauten aus den Gewölben entfernt. Die große Labe, der ehemalige Vorraum ist heute das Schlafzimmer mit quadratischem Bett. Im ehemaligen Pferdestall, einem Tonnengewölbe, wird heute gekocht.

Was gibt es Schöneres, nach einem erlebnisreichen Wintertag auf der warmen Ofenbank zu liegen? Valerie Frey war es wichtig, die Wohnungen mit besonderen Plätzen auszustatten, damit Wohlfühlen leichtfällt. Die Raindusche mit Ausblick auf die Trauerweide und die Ofenbank mit Salzburger Loden machen genau dies möglich.

Im Gespräch mit Valerie Frey: Angela Frey

Tranksript Podcast

Angela Frey:

Herzlich willkommen beim Podcast vom Iselhof, den einzigartigen Ferienwohnungen in Lienz in Osttirol. Ich begrüße die Hörerinnen und Hörer von unserem Architekturpodcast vom Iselhof heute ganz herzlich und freue mich, dass meine Tochter, die Valerie Frey auch mit dabei ist und uns architektonische Highlights näherbringen wird. Sie ist auch Architektin und lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Bei unserem Podcast geht es wie gesagt um Architektur. Jetzt habe ich kurz skizzieren. Also ich bin wieder Angela Frey, die den Podcast anleitet und Valerie interviewt. Ich wohne am Iselhof und den Iselhof darf ich kurz vorstellen: Es ist eine riesengroße Wiese mit Feldern und Obstgarten mitten in Lienz. In drei Minuten ist man von uns am Hauptplatz und auf diesen Feldern ist eine alte Struktur mit mittlerweile drei Gebäuden, die wir vor einigen Jahren begonnen haben, zu sanieren und die seit drei Jahren nun fertig renoviert sind. Und eben auch ein Neubau ist hinzugekommen. Und ich wohne in dem Herrenhaus. Neben mir steht der Stadel, der ehemalige Heustadl, wo wir vier Ferienwohnungen haben und wieder daneben ist die Villa Notsch entstanden, wo auch zwei Ferienwohnungen sind. Das ist ein ganz modernes Gebäude. Und ja, da komme ich dann auch schon zu meiner ersten Frage an, an die Valerie. Die Valerie wohnt ja seit ihrer Kindheit am Iselhof und hat diese Häuser und Bauteile, die am Iselhof waren natürlich ganz anders wahrgenommen in der Zeit ihrer Kindheit. Teile waren sehr, sehr stark sanierungsbedürftig und innen auch nicht mehr am neuesten Stand. Für Kinder war das natürlich ein Paradies, das so aufzuwachsen. Jetzt frage ich dich aus Sicht der Architektin: Was ist denn die Besonderheit? Was ist denn das Besondere am Iselhof?

Valerie Frey:

Besondere am Iselhof ist eigentlich diese kulturhistorische Einzigartigkeit. Ursprünglich war das ein Versorgungshof der Görzer Grafen und in diesem Fall war es die Aufgabe vom Iselhof die Güter am Iselhof zu verwalten. Und ein Grund dieser großen Wiesen und Felder ums Haus ist eben auch die Produktion von Lebensmittel, die sie dann eben den Görzer Grafen zur Verfügung gestellt haben. Was eigentlich ganz spannend auch ist, dass die Bauten eigentlich sehr untypisch für die Gegend sind und man könnte vermuten, das ist ja auch eine Vermutung, dass man, dass es eben eine Zugehörigkeit zum Schloss Bruck, also dem Schloss nebenan, gegeben hat. Und das sieht man eigentlich auch ganz schön, wenn man am Iselhof den auf den Berg, den Schlossberg hinaufschaut, weil es zum Schloss Bruck gehört hat, hat eben der Iselhof in dieser jetzigen Situation oder in der damaligen Situation ein sehr herrschaftliches Gepräge bekommen und entspricht eigentlich in diesem Sinne keiner typischen Gebäude Typologie, die man sonst in der Umgebung findet.

AF:

Also das ist sicherlich so, weil die Bauernhäuser die in Osttirol stehen, die sind meistens im Steilen. Man hatte ja nie so eine große Ebene wo man einen Bauernhaus errichten kann und deshalb hat er wahrscheinlich auch diese Ausdehnung der Stadl, weil es eben bei uns flach ist. Ja, und wenn wir jetzt von den Gebäuden ausgehen, die Renovierung, die wir dann begonnen haben, wie hat man denn diesen Stadel und dieses ganze Anwesen, Wie hat man denn das in die moderne Zeit geführt?

VF:

Da muss man sich noch mal vielleicht vorstellen, dass das Herrenhaus mit dem mit dem Heustadel so zueinander stehen, dass sie in der Mitte einen Hof, dass in der Mitte ein Hof entsteht. Und dieser Hof war eigentlich sehr wichtig, auch gewesen in dieser, in dieser Verbindung, in dieser räumlichen Verbindung zwischen den Gebäuden zueinander. Also das spüre ich auch ganz stark, dass das eben eine sehr interessante Spannung der beiden Häuser zueinander ergibt und der Architekt Heidl, der dann die Villa  Notsch oder der das Anwesen dann eigentlich um die Villa Notsch noch erweitert hat, hat diese Idee des Hofes ins Heute transportiert und hat die Villa noch so zum Heustadel positioniert, dass zwischen den beiden Gebäuden wiederum ein Hof entsteht und innerhalb dieses Hofes, eigentlich jetzt als Garten ausgeführt worden, ist ein weiterer Außenraum hinzugekommen, der jetzt eben den Gästen zur Verfügung gestellt wird. Und so ist das eigentlich sehr modern. Ist eigentlich diese Idee des Hofes, die es schon so lange gibt, ist ins jetzt übermittelt worden oder transformiert worden. Dieser Außenraum geht bis hin zur Isel, bis zum Fluss und die Gäste haben so die Möglichkeit, diese Fläche, diesen Grünraum einfach auf ihre eigenen Methoden oder mit ihren auf ihre eigene Art einfach zu erkunden.

AF:

Ja, und es wird ja wirklich auch ganz gut angenommen, also dadurch, dass dieser Hof entstanden ist und sich dann ausweitet zu diesem alten Baumbestand, ist es, ist es ganz klar, in welche Richtung man sich hinbewegen will. Also man braucht eigentlich keine Anleitung für den Garten, weil es ergibt sich aus der Architektur und das ist dann das Tolle, dass das die Architektur dann zu den Gästen spricht. Ja, dann kommen wir konkret zu den einzelnen Gebäuden. Du hast ja im Stadel, im ehemaligen Heustadel zwei Wohnungen konzipiert. Wenn man aber jetzt zum Stadel schaut, schaut der eigentlich noch immer aus wie der Stadel, also wenn ich ihn vorher gekannt hab, natürlich ist die Fassade saniert und es schaut ordentlicher aus aber im Grunde hat er sein Bild nach außen erhalten. Was wurde denn da verändert? Wie können wir das unseren Hörern und Hörerinnen mitteilen? Was heißt „Wohnen im Heustadel heute“

VF:

Ja, Wohnen im Heustadel heißt dass, wenn man, wenn man ankommt, also dass die  Ankunft oder der Empfang befindet sich ja jetzt im Stadl. Also man kommt auf jeden Fall innerhalb von diesem alten, von dieser alten Struktur, die erlebt man als erstes eigentlich wenn man, wenn man anreist und wenn man sich diesen, diesem dieses Gebäude vorstellt. Es ist eigentlich ein, wenn man davorsteht, wenn man ankommt, dann ist es eigentlich ein massiver Sockel, der aus zwei fast gleich großen Hälften besteht. In der Mitte durch eine Tor Durchfahrt, also durch einen eigentlich durch einen Raum verbunden sind, also durch einen. Diese beiden Hälften ergeben dann zueinander diese Tordurchfahrt. Ist sehr, sehr großzügig, sehr einladend ist, wo man auch früher mit den mit den Wägen durchfahren konnte von Süden nach Norden. Und dieser massive Sockel, der jetzt die Ferienwohnungen beinhaltet, wird dann durch den Dachstuhl, also dem Stadel, wo oben dann das Heu gelagert wird, der aus Holz ausgeführt wird, dann zusammengehalten und das ist ursprünglich eher entspricht das eher einem Kärntner Bautypus, weil, wie du bereits gesagt hast oder eher ursprünglicher in Tirol wird ja eher es eher am Hang gebaut. Heutzutage kommt man dann eben innerhalb von dieser Tordurchfahrt an oder man spaziert dann eigentlich zu Fuß von der Garage in den Stadel, um seinen Schlüssel abzuholen. Und das ist sehr, sehr großzügig. Es ist 4 Meter breit. Am Boden wurden die alten Dielen, die alten Holzbalken, die schon im Stadel gelegen sind, die wurden am Boden verlegt. Es ist rustikal, also rustikal im positiven Sinne, weil man diese Materialität, die dort schon seit 200 Jahren liegt, auf den ersten Blick spürt. Links und rechts hat man dann diese unverputzten Mauern. Die haben wir ja bewusst unverputzt gelassen, damit man einfach diese historische Erweiterung oder diese einfach auch erlebt. Man sieht, man sieht die großen Steine, man sieht die kleineren Steine, die weiter oben gelegen sind, dann im Bauen haben wir dann diese, diese eine Öffnung gefunden sozusagen, wo wir gar nicht gewusst haben, dass es da ein kleines Fenster gibt. Und wenn man dann an der linken Wand hineinkommt, dann sieht man, hat das diese eine Wohnung auch so eine kleine Luke und es ist auf jeden Fall wie eine kleine, eine kleine Zeitreise und es ist ein sehr spektakulärer, eine sehr spektakuläre Begrüßung wenn man da kommt und dann auch diesen Heustadel so erleben kann.

AF:

Ja, und wenn wir jetzt konkret zu deinen Wohnungen hineinkommt, das ist ja der älteste Teil von der ehemaligen Wohnung der Bauern, das heißt, man kommt in diese Labe, das heißt, die Labe, das war sozusagen der Eingang des Hofes. Den haben wir dann auch mit in die eine Wohnung aufgenommen, das sind ja unterschiedliche Gewölbe, Das ist eine Wohnung, die du konzipiert hast, hat auch ein Tonnengewölbe. Kannst du uns kurz ein paar Details sagen von deinen Wohnungen, die, die da so die Highlights sind für Menschen, die das bewohnen?

VF:

Genau. Also in der einen Wohnung, die nennt sich Pforte. Da haben wir dieses Tonnengewölbe eigentlich wieder nicht wieder hergestellt. Aber das war ja unterbrochen in zwei Räume, das haben wir wieder zu einem Raum zusammengefügt. Die Idee war es eigentlich, diesen Raum oder auch dieses Gewölbe erlebbar zu machen der einfach, dass man diesen Raum nicht durch Wände oder irgendwelche anderen, also einfach Wände wieder unterteilt, sondern dass man einfach dieses lange Tonnengewölbe sofort sehen kann. Und die Idee war dann eben weil das eine relativ kleine Wohnung war oder ist. Die Überlegung war, wie bringt man dann also dann Sanitärmöglichkeiten, eine Küche. Wie bringt man das in die Wohnung? Und die Besonderheit ist auf jeden Fall in diesem, in dieser Pforte, dass man einen Holzeinbau hat, in dem das Klo versteckt ist, die Garderobe ist da versteckt. Es bietet eine ganz witzige Sitzmöglichkeit gegenüber von einem Ofen, wo es eine kleine, auch eine kleine Engstelle fast schon zwischen diesen beiden, dem Möbel und dem Ofen entsteht, um dann weiter in Richtung Süden dann den kompletten Raum zu erfassen. Und dann gibt es noch diese kleine Kochzeile, die dann an diesen, an diesen einen Einbau anschließt. Und das ist finde ich, ein sehr, eine sehr spannende Abfolge, wenn man, wenn man die Wohnung betritt, weil es ist trotzdem irgendwie der Eingang geschützt. Der Eingang ist nicht sichtbar, wenn man sich in der Wohnung aufhält, aber es ist, es ist einfach. Aber der Raum an sich ist eigentlich von jeder aus jeder Ecke nach wie vor erfahrbar.

AF:

Ja, ja und es ist ja, das Staunen ja wirklich alle, dass das, dass man einerseits so ein schönes Raumgefühl hat in der Wohnung und andererseits so witzige Einbauten, die auch sehr praktisch sind und wo sich dann auch erst zeigt mit der Zeit, wie sich das entwickelt, wenn natürlich die Dusche mit den Innenwänden auch aus Holz. Das ist ein totaler Prototyp, war im Bau jetzt für die Handwerker eine Herausforderung und da wird sich natürlich dann auch erst zeigen, wie das mit der Zeit, wie das sich mit der Zeit entwickelt. Aber es war mal ein Versuch und der eine Herausforderung, die wir gegangen sind. Und ja, jetzt auch noch vielleicht kurz zu dir Du hast ja die die Wohnungen konzipiert direkt nach deinem Studium, weil wir haben ja mit Architekt Heidl begonnen zu bauen und es hat sehr, sehr lange gedauert, aufgrund von unterschiedlichen Dingen, die dann vorgefallen sind und die dazwischen gekommen sind. Und wie wir dann fast fertig waren, ist eben diese ehemalige Wohnung der Pächter frei geworden und da hast du Sie dann übernommen.

Und was war da für dich die größte Herausforderung, so direkt nach dem Studium?

VF:

Ich glaube, die größte Herausforderung war einfach, dass es, dass ich an dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, auf das Gebäude, das ich eigentlich immer geschaut habe, in dem wir auch gespielt haben, das zu nicht zu verändern aber das ist etwas, das ich sehr gut gekannt habe. Die größte Herausforderung war einfach, dass die eigentlich eine Angst, einen Fehler zu machen oder die Angst, dass man zu große, moderne, moderne Ideen oder zeitgenössische Ideen dem mit diesem alten Bestand bestmöglich vereinen kann. Also das weiß man ja eigentlich erst jetzt in der Nutzung ob es funktioniert und das ist, das ist eigentlich immer präsent gewesen, wird es von den Gästen angenommen, also kann es auch funktionieren. Gerade diese zum Beispiel, diese Holzwände, das ist auf jeden Fall ein Test und da weiß man wahrscheinlich erst in 5-10  Jahren, ob man es wieder so machen wird. Und wenn ich daran denke, auch wie diese, diese Eingriff in die Fassade, die dann zum Herrenhaus schaut, das haben wir ja auch so lang überlegt, wie machen wir das mit dieser einen Öffnung. Also das ist schon einfach eine sehr große Herausforderung gewesen, dass man da die richtigen Abmessungen einfach findet.

AF:

Ja das stimmt. Jetzt schaut das Fenster aus, als wär es immer schon dagewesen und es ist ganz normal und wir haben ein halbes Jahr das herumgeschoben in der Fassade, wo es uns am besten passt. Also das stimmt, das habe ich jetzt eigentlich  alles wieder vergessen und ich glaub dann, dann sind die Sachen vielleicht auch richtig, wenn man sie, wenn man sich dann einfach daran gewöhnt und sie so aussehen, als wären sie immer da gewesen.

VF:

Ja genau, das ist aber wirklich so eine Herausforderung, die einen bis zum bis zur Fertigstellung eigentlich begleitet, weil man am Ende weiß man es erst, wenn es dann gebaut ist. Das war sicher gerade so nach dem Studium sehr schwierig, da richtige Entscheidungen zu treffen.

AF:

Ja, ja, das war ganz interessant, dass du uns da deine Gedanken näher gebracht hast als Architektin. Ich denke, oder ich hoffe, dass unsere Zuhörerinnen und Zuhörer ein bissl einen Geschmack bekommen haben auf die Architektur. Und ich freue mich, wenn es allen gefallen hat. Und ich möchte auch gleichzeitig eine Einladung aussprechen, die architektonischen Highlights mal zu besuchen, wenn sie in der Nähe von Lienz sind oder wenn sie bei uns übernachten wollen. Also wir haben auch kurze kurzfristige Buchungen sehr gerne und freuen uns über alle die, die am Iselhof kommen. Und ich danke Valerie und ich danke allen Zuhörern und  Zuhörerinnen, dass sie da mit dabei waren. Ja, dann schließlich den Podcast. Freue mich, wenn Sie sie ihn sich anhören. Danke.